Seit 2015 gibt es in Zehlendorf-Mitte das „La Vida“. Betreiber Joerg Pilaski (55) bietet vor Ort eine spanische Küche mit einem mallorquinischen Schwerpunkt an. Das ist eine ungewohnte gastronomische Klangfarbe in Zehlendorf. Wohl auch deswegen ist das „La Vida“ sehr gefragt – die 38 Plätze im ebenso kleinen wie gemütlichen Restaurant sind schnell belegt. (ANZEIGE)
Nun ist Joerg Pilaski kein Spanier, sondern geborener Wilmersdorfer. Wie kommt man da auf die mallorquinische Küche? Joerg Pilaski: „2006 bin ich nach Mallorca ausgewandert. Hier habe ich zusammen mit meiner guten Freundin Netti das ‚La Vida‘ in Paguera aufgemacht. Das bot den Gästen eine deutsch-spanische Küche vom Schnitzel bis hin zur Paella an. Nach einem Jahr stand ich bereits selbst in der Küche und habe den einheimischen Köchen über die Schulter geschaut. Am Ende habe ich ganz allein gekocht. Das ‚La Vida‘ gibt es auf Mallorca noch immer – wir haben es in die Hände eines Nachfolgers gegeben. Mit unseren gesammelten mallorquinischen Rezepten sind Netti und ich zurück nach Berlin gezogen und haben hier in Zehlendorf das ‚La Vida‘ neu aufgemacht. Jetzt konzentrieren wir uns aber auf eine authentisch spanisch-mallorquinische Küche.“
Das „La Vida“ ist sehr schön eingerichtet. Ein großes Wandbild sorgt für ein erstes Aufflackern mediterraner Stimmung, den Rest besorgen die Weine, die ebenfalls oft genug von der Insel, auf jeden Fall aber aus Spanien stammen. An einer Kreidetafel können die Besucher jederzeit ablesen, welche Monatsweine gerade offen angeboten werden. Da gibt es etwa einen weißen Quibia aus Mallorca oder einen roten Clos de Torribas aus Spanien.
Die Speisekarte im „La Vida“ ist klein und überschaubar gehalten – wie es sich für eine Küche gehört, in der alles frisch zubereitet wird. Bei den Vorspeisen findet man die kalte spanische Gemüsesuppe Gazpacho ebenso wie eine Fischsuppe Pollenca, ein Rote Beete Carpaccio mit Ruccola und Parmesan oder aber die Frito Mallorquin, das sind Leber und Nierchen mit Kartoffeln, Paprika, Zwiebeln und Thymian.
Joerg Pilaski: „Die mallorquinische Küche ist von ihren Ursprügen her eine sehr arme Küche. Traditionell wird da sehr viel mit Innereien gekocht. Das Lungenhaschee, das auf Mallorca gern zum Einsatz kommt, haben wir aber in Berlin gestrichen. Das wäre für unsere Gäste dann doch zu viel.“
Die Gäste lieben ganz besonders die spanischen Tapas, die auf der Karte stehen. Da gibt es Chili-Gambas mit Knoblauch, Tintenfischringe, Datteln im Speckmantel, eingelegte Sardellen, Kroketten vom Hähnchenfilet, in Rotwein gebratene Chorizo, Hackfleischbällchen in Tomatensauce, mit Thunfisch gefüllte Minipaprikaschoten, Hähnchen im Speckmantel, scharfe Garnelen auf Avocadocreme, maurische Fleischspiesse oder gratiniertes, andalusisches Gemüse, um nur einen Ausschnitt aus der Karte zu präsentieren.
Gern können die Gäste im „La Vida“ auch gleich eine große Platte mit verschiedenen Tapasvariationen bestellen. Joerg Pilaski: „Das ist dann wie in Spanien. Der ganze Tisch steht voll mit verschiedenen, kleinen Speisen und man langt überall einmal zu und probiert, was die spanische Küche so hergibt. Das ist ein sehr kommunikatives Essen, bei dem man viele neue Leckereien entdecken kann.“
Bei den Tapas können Freunde der mediterranen Küche immer wieder Neues entdecken. So etwa auch gegrillte Riesengarnelen mit Schale, Patatas Bravas mit typisch scharfer Sauce, mallorquinische Blutwürstchen, gegrilltes Doradenfilet oder aber frittierte kleine Calamares.
Bei den Hauptgerichten findet der Gast das Mallorquinische Feuerfleisch (ein Bestseller im „La Vida“ nach eigenem Rezept), eine mediterrane Kaninchenkeule, Spaghetti del mar oder eine Paella (für zwei Personen bei wenigstens 30 Minuten Wartezeit) vor. Joerg Pilaski: „Auf Mallorca haben wir mit unserer Paella sehr viel experimentiert und sie gern mit Ente oder auch mal in einer asiatischen Variante angeboten. Hier in Deutschland halten wir uns klassisch an die spanische Rezeptur.“
Manche Gerichte stehen auch gar nicht auf der Karte. Hier bekommt der Gast dann vom Service eine Empfehlung ins Ohr geflüstert. Joerg Pilaski: „Unser beliebtes Knoblauch-Hühnchen ist gar nicht auf der Karte zu finden. Und manchmal bekommen wir ein Iberico-Schweinchen rein, das ist eine echte Rarität, das gibt es dann nur für kurze Zeit. Inzwischen hat sich unsere Qualität herumgesprochen – und die Gäste kommen auch aus Falkensee oder Charlottenburg zu uns gefahren.“
Am letzten Donnerstag im Monat ist in der kühlen Jahreszeit auch immer ein Flamencoabend angesagt. Diese Abende sind stets im Nullkommanichts ausgebucht. Es ist aber auch ein besonderes Erlebnis, wenn Barbara CieŚlewicz mit ihren Schülerinnen vorbeischaut. Im schmalen Gang zwischen den Tischen sind die Damen in ihren rauschenden Flamenco-Kleidern, den ausladenden Fächern und den klackernden Schuhen ganz besonders nah am Gast – und zeigen ihre Kunst.
Flamenco-Lehrerin Barbara CieŚlewicz: „Das Tanzen mit den Füßen lernen die Frauen schnell. Das Kreisen mit den Händen und die Bewegungen der Arme – das zu erlernen dauert hingegen sehr lange.“ (Text/Fotos: CS)
Info: Restaurante La Vida Berlin, Potsdamer Str. 3, 14163 Berlin, Tel.: 030-89636081, www.restaurantelavida.de
Dieser Artikel stammt aus „ZEHLENDORF.aktuell“ Ausgabe 68 (11/2019).
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